Was ist Cultural Fit? Ein Deep Dive in einen Trend hin zur individuellen Unternehmenskultur
Im heutigen Berufsleben ist der Cultural Fit zunehmend von Belang. Als Arbeitnehmende möchten wir uns nicht mehr in eine Rolle drücken, die nicht mit unseren eigenen Werten übereinstimmt, wir möchten dahinterstehen können und Sinnhaftigkeit verspüren für das, was wir die gesamte Arbeitswoche tun. Also suchen wir uns bewusst, sogar teils unbewusst eine Organisation aus, die zu uns passt, wir werden förmlich von ihr angezogen. Genauso verlassen Mitarbeitende oft bereits innerhalb der Probezeit Unternehmen, die nicht so sind, wie sie anfangs erscheinen – somit ist auch der Arbeitgeber zunehmend ein begeisterter Verfechter der kulturellen Passung, denn die richtigen Mitarbeitenden führen ihn erst zum Erfolg. Also, ihr möchtet offene Vakanzen langfristig und zufriedenstellend besetzen? – Bitte mit Cultural Fit!
Doch was genau bedeutet Cultural Fit nun eigentlich?
Es ist eines dieser Schlagworte in unserem Firmenalltag, welches nicht mehr nur dem Personalbereich in den Ohren klingelt, sondern sich bereits den Weg in einige andere Abteilungen gesucht hat – und das zu Recht! Ursprünglich kommt der Begriff Cultural Fit aus der Personalpsychologie und bezieht sich darauf, wie gut Mitarbeitende zu den Werten, der Arbeitsweise und der Kultur eines Unternehmens passen. Um das im Einstellungsprozess herauszufinden, geht es weit über die fachliche Passung hinaus. Exemplarisch: Die Erfahrungen und die Skills des Bewerbenden sind ein herausragendes Match, die Zeugnisse glänzen, diese eine Fähigkeit ist vorhanden, die doch schon so lange dringend benötigt wird, ABER diese Wertevorstellungen des Bewerbenden – es ist leider keinerlei Einklang spürbar. Gegenseitiges Vertrauen und Transparenz? Fehlanzeige. Mittlerweile wissen wir, diese Person wird in unserem Umfeld nicht lange zum Erfolg beitragen.

Erblühen nur in der richtigen Umgebung: Seerosen Foto von Jay Castor auf Unsplash
Aber was ist aktuell „Best Practice“, um die kulturelle Passung zu bestimmen?
Um möglichst aussichtsreich den Grad des Cultural Fit zu erkennen, gibt es verschiedene Methoden, die bereits zu Beginn des Interviewprozesses angewandt werden können. Das Durchführen von strukturierten Interviews durch das Recruiting Team, in denen gezielt Fragen gestellt werden, die Aufschluss über die Werte, Einstellungen und Soft Skills des Bewerbenden geben, sind dazu sehr wertvoll und unbedingt einzusetzen. Beispielsweise:
– Würdest Du uns von einer Situation berichten, in der Du erfolgreich in einem Team zusammengearbeitet hast? Wie hast Du zur positiven Dynamik beigetragen?

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- Würdest Du uns von einer Situation berichten, in der Du erfolgreich in einem Team zusammengearbeitet hast? Wie hast Du zur positiven Dynamik beigetragen?
- Welche Werte sind Dir im Arbeitsumfeld besonders wichtig und warum?
- Wie gehst Du mit Konflikten um und wie versuchst Du, diese zu lösen?
- Welche Art von Unternehmenskultur bevorzugst Du und warum?
- Könntest Du uns von einer Situation erzählen, in der Du Dich in einem Unternehmen besonders wohlgefühlt hast und warum?
Auch Assessment-Center können genutzt werden, um das Verhalten der Kandidaten in verschiedenen Situationen zu beobachten und zu bewerten – für Führungsrollen sollte sich dieser Mehraufwand an Zeit definitiv genommen werden. Zudem können Persönlichkeitstests und Fragebögen verwendet werden, um den Cultural Fit zu analysieren. Grundsätzlich ist wichtig, dass Unternehmen zunächst klare Kriterien und Wertevorstellungen für den Cultural Fit definieren und diese dann auch konsequent in den Auswahlprozess integrieren, sie bestmöglich bereits durch ein geeignetes Employer Branding extern zeigen, um sicherzustellen, dass die richtigen Mitarbeitenden langfristig den Weg ins Unternehmen finden und dadurch die Kultur weiterhin gestärkt werden kann.

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Ist somit eine authentische Unternehmenskultur Grundlage für die erfolgreiche und vor allem langfristige Besetzung offener Vakanzen?
Um die kulturelle Passung im Bewerbungsprozess herausfinden zu können, sollten zunächst überhaupt gemeinsame Wertevorstellungen im Team existieren. Vorteilhaft ist, wenn bereits eine authentische Firmenkultur gelebt wird. Schließlich können nicht die Bewerbenden mit Fragen nach ihren bevorzugten Werten und der perfekten Arbeitsumgebung durchlöchert werden, während das Recruiting Team selbst nicht in der Lage ist, im Gegenzug Rede und Antwort zu stehen, was nun die eigene Kultur ausmacht und dem Unternehmen das Wichtigste ist. Diese Kultur ist nämlich das Herz einer Organisation und hat somit einen großen Anteil daran, wie erfolgreich das Unternehmen ist und sein wird – auch in seiner Personalgewinnung! Sie fördert den Zusammenhalt und sie schafft ein positives Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeitenden motiviert sind, ihr Bestes zu geben. Im Auswahlprozess kann dieses Bewusstsein über die eigene Kultur und ihrer Werte maßgeblich dazu beitragen, die am besten passenden Kandidaten und Kandidatinnen, den Cultural Fit, für sich zu finden und zu gewinnen. Voraussetzung ist jedoch, dass diese Kultur intern von allen Mitarbeitenden authentisch gelebt wird.
Doch wie lässt sich diese starke und authentische Firmenkultur eigentlich fördern?
Die richtigen Werte für sich als Unternehmen zu ergründen kann dabei sehr hilfreich sein und als Grundlage der Kultur fungieren. Ein erster sinnvoller Schritt ist es, mit den Mitarbeitenden, Führungskräften und anderen relevanten Stakeholdern in einem partizipativen Prozess den Status Quo zu betrachten, gemeinsam zu diskutieren und zu reflektieren:
Was macht uns aktuell aus? Welche Werte leben wir bereits und welche dieser Werte sind uns besonders wichtig? Welche Werte leben wir bisher noch nicht, wollen es aber zukünftig tun?
Hierbei können gemeinsame Workshops, Umfragen, beispielsweise die von Great Place to Work (Link) oder Interviews eingesetzt werden, um die Meinungen und Perspektiven aller Beteiligten zu berücksichtigen. Nachdem die Unternehmenswerte identifiziert wurden, sollten sie klar und verständlich formuliert und kommuniziert werden, damit sie von allen Mitarbeitenden verstanden und gelebt werden können. Es ist wichtig, dass die Werte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch aktiv in der Unternehmenskultur verankert werden, um authentisch zu sein, beispielsweise durch entsprechende Maßnahmen, Prozesse und Entscheidungen. Offene und klare Kommunikation, gemeinsame Zielsetzung und regelmäßiges Feedback (360 Grad) sind das Grundgerüst, um ein unterstützendes und wertschätzendes Umfeld zu schaffen. Team-Meetings, gemeinsame Aktivitäten und Team-Building-Events tragen zudem dazu bei, den Zusammenhalt im Team und die Kultur zu stärken. Zudem sollte durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Unternehmenswerte sichergestellt werden, dass sie auch langfristig relevant und wirksam bleiben. Kurzum sei gesagt, eine positive Unternehmenskultur kann nicht über Nacht entstehen, sondern erfordert kontinuierliche Arbeit und Engagement von allen Beteiligten. Aber wenn sie einmal vorhanden ist, dann steht dem gemeinsamen Erfolg nichts mehr im Weg und „der Cultural Fit“ wird ebenfalls Schlange stehen!
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